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16.12.2001
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 L U F T F A H R T
Tödliche
Turbulenzen
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| Die internationalen
Airlines befinden sich in der Doppelkrise. Weltweite Wirtschaftsschwäche
und die Terrorfurcht nach den US-Anschlägen schüttelt selbst die Stärksten
der Branche. Wer wird die Flaute überleben?
Frankfurt/Main - Die
internationale Luftfahrt steht nach dem schwarzen Jahr 2001 vor einer
Phase der Wahrheit. Die Doppelkrise aus weltweiter Wirtschaftsschwäche und
Terrorfurcht nach den Anschlägen in den USA schüttelt selbst die Stärksten
der Branche.
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Wer
wird überleben? Die Konsolidierung der Branche ist noch nicht
zu Ende | |
 | Mit massiven Einschnitten
und Entlassungen steuern etliche Fluggesellschaften nun einen gründlichen
Kostensenkungskurs - und bringen sich in Stellung für die womöglich
härteste Runde im Verdrängungskampf am Himmel. Nach dem Zusammenbruch der
Swissair und der belgischen Sabena könnten weitere mittelgroße Airlines am
Boden bleiben oder zu Zubringern der mächtigen Luftfahrtallianzen
absinken, erwarten Experten. Ob die Buchungen schnell wieder steigen, ist
indes ungewiss.
Das zu Ende gehende Jahr hat bleibende Spuren in
der Luftverkehrs-Industrie hinterlassen. Mehr als 100 000 Beschäftigte
kostete der Einbruch weltweit den Job. Die Branche verlor nach Schätzung
des internationalen Luftverkehrsverbands bis zu 10 Milliarden US-Dollar.
Airlines, Flughäfen, Flugzeughersteller: Die Wucht des Rückschlags traf
sie alle und härter als die Folgen des Golfkriegs vor zehn Jahren. "Der
11. September hat den Weltluftverkehr extremer verändert als jede Krise
zuvor", urteilt Lufthansa-Chef Jürgen Weber.
"Anschläge haben
die Negativentwicklung beschleunigt"
Schlagartig sind die schon
zuvor spürbaren Probleme wegen teurer Treibstoffpreise und der
Wirtschaftsflaute in den USA, Europa und Japan verstärkt worden. "Die
Anschläge haben die Negativentwicklung spürbar beschleunigt, nicht aber
hervorgerufen", heißt es in einer Studie der Dresdner Bank. Sie lösten
aber einen harten Schub für Veränderungen aus. Angesichts massiver
Buchungsrückgänge strichen etliche Gesellschaften ihren Flugplan zusammen
und verringerten unprofitable Überkapazitäten vor allem auf den
Nordatlantikstrecken.
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Drei
kommen durch
Nur wenige Fluglinien haben im Existenzkampf wirklich gute Überlebenschancen.
Wie
ein Tornado
Schlechte Bilanzen, horrende Entlassungszahlen - die Luftfahrt-Krise
und ihre Opfer.
12.000
Mal das Sparmenü, bitte!
Die Fluglinie will angesichts massiver Buchungsrückgänge beim Arbeitsamt
Kurzarbeit für ihr Kabinenpersonal beantragen.
Die
Chronik eines Absturzes
Die Swissair geriet 2001 in das schwierigste Jahr ihrer Geschichte.
Ein Rückblick auf die Ereignisse. |
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 | Die Krise werde den
überfälligen Umbau der europäischen Luftfahrt forcieren, erwarten die
Experten. "Die starken Airlines werden weiter gestärkt, schwächere werden
vom Markt verschwinden", sagt Ralph Lau, Leiter des
Aktienportfoliomanagements bei Helaba Invest in Frankfurt.
Lufthansa-Kapitän Weber sagt unverhohlen voraus, eine neue europäische
Luftfahrtordnung mit letztlich drei interkontinental tätigen
Allianz-Netzwerken um die Lufthansa, British Airways und Air France sei
unausweichlich.
Selbst renommierte Gesellschaften wie Alitalia, die
spanische Iberia oder die niederländische KLM könnten nur noch unter dem
Dach eines größeren Partners überleben, lauten die Szenarien. Ob ihnen die
Stunde der Wahrheit tatsächlich schlägt, ist aber auch von den Regierungen
abhängig. "Fluggesellschaften sind nationale Status- Symbole, die nicht
leicht aufgegeben werden", gibt Helaba-Experte Lau zu bedenken. Die
Lufthansa macht denn auch hartnäckig Front gegen Subventionen für
angeschlagene Wettbewerber.
Silberstreif am
Horizont?
Mit Vorhersagen über ein Ende der Krise halten sich
Experten und Gesellschaften zurück. Zwar blitzt ein leichter Lichtstreif
am Horizont, wenn etwa die Lufthansa nach der Einigung mit den
Beschäftigten auf ein Sparpaket ohne Kündigungen 15 Großraumflugzeuge vom
Typ Airbus A380 ordert. Die Unsicherheit der Branche werde aber bis
mindestens Ende 2002 dauern, erwarten die Experten der HypoVereinsbank.
Noch immer ist unklar, zu welchem Preis Flugzeuge künftig gegen Schäden am
Boden durch Krieg und Terror versichert sein werden. Flughäfen und
Flugsicherungen verlangen höhere Gebühren. Passagiere werden vorerst
weiter mit Sicherheitszuschlägen auf den Ticketpreis zur Kasse
gebeten.
Billigangebote seien kein Heilmittel, das Vertrauen verunsicherter Kunden
zurückzugewinnen, sagt der Frankfurter Unternehmensberater für Krisenmanagement,
Peter Höbel. "Luftverkehr ist ein hochwertiges, sicheres Produkt, das seinen
Preis hat." Auch schwer bewaffnete Patrouillen an den Schaltern seien psychologisch
nicht beruhigend, sondern eher angstfördernd. Die eigentliche Krise sei
in den Köpfen der Menschen entstanden und müsse dort auch gelöst werden
- mit vertrauensbildenden Werbebotschaften von Geborgenheit, Sicherheit
und Sympathie.
Sascha Meyer, dpa
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manager-magazin.de 2001
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